Idylle in der Bourgogne

08.05. - 18.05.2025

Die Urlaubsplanung war fürs Frühjar zäh - sehr zäh. Wir hatten viel zu tun im Projekt und ich habe zwei, drei Mal die Daten und die Planung über den Haufen geworfen. Eigentlich waren 2,5 Wochen in der Ardèche geplant. Doch wir hatten spannende Themen im Projekt, so dass wir auf 1,5 Wochen reduziert haben. Wir haben einen schönen Platz in der Dordogne gefunden, den "Camping aux rives du soleil" bei Fleurville.

Geplant war, Mittwoch mittags gleich nach dem letzten Meeting loszufahren und dann mit einer Zwischenübernachtung bis zum Campingplatz zu fahren. Doch dann haben wir Mittwoch früh erfahren, dass das Projekt mit sofortiger Wirkung gestoppt und die gesamte Abteilung aufgelöst wird. Alle dort tätigen Mitarbeiter wurden gekündigt und freigestellt. Da war an Urlaub natürlich nicht mehr zu denken.

Mit einer Woche Verspätung konnten wir dann doch noch losfahren. Der Campingplatz war sehr kulant und wir konnten unsere Buchung um eine Woche verschieben. Danke dafür.

Wir haben uns natürlich gefragt, ob wir - ob ich - überhaupt die Ruhe habe, in Urlaub zu fahren. Doch die Woche Abstand (nachdem die ersten Dinge erledigt wurden), hat gut getan. Noch einmal Kraft tanken, bevor es in die Bewerbungsphase geht.

So stand der Urlaub tatsächlich unter der Überschrift "Runterkommen und Abschalten" und wir haben dazu einfach den perfekten Campingplatz ausgesucht - unser kleines Paradies.

Donnerstag, 08.05.2025 - Anreise

Gestern hatte ich ja den Termin mit dem Anwalt, um abzusprechen, ob ich die Abwicklungsvereinbarung mit der Abfindung unterschreiben kann oder nicht. Auch er hat mir dazu geraten. Am nachmittag habe ich das Schreiben dann zur Post gebracht. Und heute kann es dann endlich losgehen. Kurz haben wir überlegt, wieder in Nürtingen zu starten, doch das war uns dann zu stressig.
Unser Ziel heute war einfach bis mittag rum loszukommen. Einen wirklichen Plan hatten wir nicht - um ehrlich zu sein. Wir haben morgens hier in aller Ruhe unsere sieben Sachen gepackt und haben auch noch gefrühstückt. Dann ging es weiter zum Stellplatz, wo wir alles reibungslos ein- und umräumen konnten. Da wir nicht wussten, wo wir heute nach landen, mussten wir auch noch nach Nürtingen, um Wasser zu holen. Und dann konnte es endlich losgehen - "en route". Dieser Urlaub stand unter einem ganz anderen Motto wie noch vor 1 Woche als wie verschieben mussten. 
Pforzheim war auch kein Problem und in Baden-Baden sind wir dann ganz schnell wieder auf die französische Seite gewechselt. Bienvenue en France. 
Wir haben bewusst nichts gebucht - das grobe Ziel war inzwischen Belfort. Dort in der Nähe gibt es einen Campingplatz, der aber schon um 18 Uhr schliesst und einen grossen, aber hässlichen Stellplatz. Die angezeigte Ankunftszeit lag immer so um 18 Uhr rum, deshalb lief alles auf den Stellplatz hinaus. C'est la vie. Wir sind dann auch kurz nach 18 Uhr angekommen, haben den Stellplatz von Belfort schnell gefunden und sogar noch ein "nettes" Plätzchen am Rand ergattern können. Mit Aussicht auf eine "Ausbildungsschule". Aber in diesem Fall war es ok. Wir haben noch ein bisschen rum- und aufgeräumt, ein Ankommensbier getrunken und dann eine Kleinigkeit gekocht.
Good night.
Freitag, 09.05.2025 - Angekommen
Wir können uns heute früh etwas Zeit lassen. Es sind nur noch gut 2 Stunden Fahrt und der Campingplatz macht erst gegen 14 Uhr wieder auf. Also frühstücken wir in aller Ruhe, packen zusammen und dann geht es weiter. In Belfort sind wir ja schon so oft vorbeigefahren und hatten immer wieder gedacht, dass wir hier mal herkommen müssen wegen der Festung. Mal schauen, ob wir das auf der Rückfahrt unterbringen. 
Wir nehmen die Autobahn, das geht einfach schneller. Im Vorfeld habe ich einen Supermarkt im Hinterland rausgesucht. Die Gegend ist "ländlich" und ich habe gar ncht so viele Supermärkte gefunden. 
Wir konnten dort ganz relaxed einkaufen gehen und dann hat es zeitlich auch gepasst mit dem Campingplatz, dem "Camping aux rives du soleil". Wir sind freundlich empfangen worden und es war überhaupt kein Problem, dass ich die Buchung um eine Woche nach hinten geschoben habe. Wir haben nach hinten noch etwas Luft und wir schauen mal, wie lange wir bleiben werden.
Wir haben einen Platz ganz am Ende des Campingplatzes zugewiesen bekommen, zwischen Bach und Wiese. Der Platz war noch recht leer und wir hätten auch woanders stehen können. Doch das war nicht nötig. Der Platz hat uns auf Anhieb gefallen. Ein bisschen Schatten, eine ganze Wiese nur für uns und um uns herum keine Menschenseele. Unser kleines Idyll für die nächsten Tage.
Wir richten uns ein, ich mache meine erste obligatorische Campingplatzrunde, bestelle Baguette und als ich dann zurück komme, bin ich mir sicher, dass wir uns hier wohl fühlen werden. Genau das richtige, um runterzukommen.
Samstag, 10.05.2025 - Pont-de-Vaux
Heute ist ausschlafen angesagt, dann teste ich das tolle Duschhäuschen und hole Baguette.Wir frühstücken ausgiebig, geniessen unsere grüne Oase und am nachmittag fahren wir mit den Bikes los.
An einem Kanal entlang soll es nach Pont-de-Vaux gehen, ein kleines Dörfchen mit einem Yachthafen. Von hier aus starten auch die Boots-Touren auf der Saône. Nichts Besonderes also - aber hier hat es einen kleinen Supermarkt. Der ist wirklich klein, hat aber die nötigsten Dinge, wenn wir noch was brauchen.
Wir radeln wieder zurück und geniessen einfach unseren schönen Platz.. Wir machen uns einen Apérol und abends gibt es dann eine Spargel-Kartoffel-Kirschtomaten-Pfanne. Lecker.
Wir sitzen noch ewig draussen, machen ein kleines Lagerfeuerchen und schauen den Wolken zu.
Sonntag, 11.05.2025 - Biketour nach Tournus
Auch heute lassen wir es langsam angehen. Am mittag machen wir uns dann fertig für eine kleine Biketour. An der Saône entlang bis nach Tournus. Tournus? Das kennen wir doch irgendwoher? Genau. Als wir auf dem Schlosscamping Epervière waren, sind wir bis hierher gefahren. Schon damals hat uns das Dörfchen sehr gut gefallen. Und - was ich erst jetzt gelesen habe - hier in dem Ort gibt es vier oder fünf gute bis sehr gute Restaurants, die alle im Guide Michelin aufgelistet sind.
Es geht immer an der Saône entlang, wir sind fast alleine unterwegs und wir geniessen einfach den Fahrtwind und die schöne Landschaft.
Den nachmittag verbringen wir dann am Platz - wir lieben ihn immer mehr - und abends haben wir im Restaurant reserviert.
Natürlich gibt es bei mir Boeuf Bourgouinon und Hansi nimmt ein Steak frites, dazu einen leckeren Rotwein und als Nachtisch noch eine Käseplatte. Das war jetzt echt lecker.
Montag, 12.05.2025 - Mittwoch, 14.05.2025 - Chillen 
Die nächsten Tage sind wir faul - stinkefaul. Wir geniessen unseren mega idyllischen Platz, beobachten die Kühe und lassen es uns einfach gut gehen.
Auf dem gegenüberliegenden Platz haben sich nun auch Camper eingerichtet, doch die sind immer noch ziemlich weit weg, so dass wir eigentlich immer noch vollkommen alleine stehen. Fast wie beim Bauer auf der Wiese.
Einmal sind wir noch zum Supermarkt gefahren, haben uns das Dörfchen angeschaut, doch es gibt wirklich nicht viel her und haben uns dann wieder darauf gefreut auf den Platz zurückzukommen.
Abends sitzen wir dann ewig draussen, machen Lagerfeuer und geniessen die Ruhe. Einfach gechillt. 
Donnerstag, 15.05.2025 - Biketour nach Mâcon
Eigentlich haben wir gar keine Lust, den Platz zu verlassen. Doch so ein bisschen Bewegung wird uns gut tun. Also schnappen wir nochmals unsere Bikes und fahren mal wieder an der Saône entlang. Dieses Mal fahren wir bis zum Yachthafen von Mâcon. Und auch heute sind wir fast alleine unterwegs. Einfach nur schön.
Abends kochen wir uns was leckeres und sitzen wieder ewig draussen.

Freitag, 16.05.2025 - Abschied
Heute ist unser letzter Tag hier. Wir hätten noch ein paar Tage gehabt, aber so langsam werde ich ungeduldig. Ich habe hier richtig gut abschalten können und habe auch nur selten an die Kündigung gedacht. Aber ich möchte jetzt loslegen und endlich mit den Bewerbungen anfangen. 
Eigentlich wollten wir heute nochmals nach Pont-du-Vaux fahren, aber wir waren einfach zu faul. Hier ist zu schön, um was anderes zu machen. Also lassen wir es bleiben. Wir packen schon ein bisschen zusammen, sind nochmals faul und abends gehen wir dann nochmals im Restaurant essen.
Dieses Mal nimmt Hansi Spaghetti mit Meeresfrüchten und ich nehme einen Fisch mit Gemüse. Beides schmeckt wieder mega lecker und zum Schluss noch ein Nachtisch - eine Art Hefezopf mit Eis. Hmmmmmm!
Ein schöner Abschluss von einer schönen relaxten Woche. 
Samstag, 17.05.2025 - Belfort
Wir haben heute nur gut 2 Stunden Fahrt vor uns. Also können wir uns Zeit lassen. Wir trödeln rum, packen den Rest zusammen und dann heisst es irgendwann doch wieder: "en route" - Schön war es hier.
Wo es hin geht? Nach Belfort. Wir wollen nochmals auf den hässlichen Platz fahren und dann die Zitadelle anschauen. Der Platz ist keine 5 Minuten davon entfernt. 
Wir kommen gut voran und es gibt sogar noch einen Platz für uns auf dem Stellplatz. Wir relaxen noch ein bisschen und dann laufen wir los. Unser Ziel ist die Zitadelle von Belfort, die man von der Autobahn aus immer sieht.
Wir laufen zur Zitadelle hoch und werden dann durch den tollen Ausblick belohnt. Zu Füßen liegt die mittelalterliche Stadt mit ihren Ziegeldächern und den vielen Fenstern. Rundherum erstrecken sich die Festungsanlagen mit drei Bastionstürmen.
Die Zitadelle von Belfort ist eine imposante Festung. Sie thront auf einem Felsvorsprung über der Stadt und diente über Jahrhunderte hinweg als militärischer Schutzwall. Strategisch liegt sie am „Belforter Engpass“, einem natürlichen Durchgang zwischen Vogesen und Jura – also ein echter Hotspot für Durchmärsche und Eroberungen.
Und wenn man Zitadelle hört, an wen denkt man dann - zumindest wir: Genau an Vauban.
Der französische Festungsbaumeister Sébastien Le Prestre de Vauban modernisierte die Anlage  ab 1687 im Auftrag von Ludwig XIV. Typisch Vauban: Bastionen, Gräben, Schanzen – alles durchdacht bis ins letzte Detail.
Während des Deutsch-Französischen Kriegs wurde Belfort zur Legende. Unter Colonel Denfert-Rochereau hielt die Zitadelle über 103 Tage lang stand gegen eine massive Belagerung durch preußische Truppen – Eine Glanzleistung im Angesicht der Übermacht.
Von oben hast du einen atemberaubenden Blick über Belfort und bei gutem Wetter bis zu den Alpen und dem Schwarzwald.
Samstag, 17.05.2025 - Belfort
Wir gehen dann weiter zum Löwen von Belfort. 
Der Löwe von Belfort wurde gemeinsam mit der Zitadelle zum Lieblingsdenkmal der Franzosen 2020 gewählt. Man kann ihn nicht übersehen und er wacht nun schon seit mehr als 130 Jahren über die Stadt. Belfort, trägt auch den Beinamen "die Stadt des Löwen" - überall in der Stadt sind über einhundert Löwen versteckt.
Der Löwe von Belfort ist eine monumentale Skulptur mit einer Länge von 22 m und einer Höhe von 11 m, die von 1875 bis 1880 vom bekannten elsässischen Bildhauer Frédéric-Auguste Bartholdi erstellt wurde. Sie erinnert an den Widerstand der Stadt, die von den Preußen während des Krieges von 1870 bis 1871 belagert wurde. Dieses Ereignis stellt für die Stadt einen besonderen Moment in der Geschichte dar, da sie dadurch, im Gegensatz zu benachbarten elsässischen Gemeinden, unter französischer Herrschaft blieb. 
Bartholdis Raubkatze blickt auf die andere Seite des Atlantiks in Richtung seiner Cousine, ein Geschenk Frankreichs zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit: die Freiheitsstatue.
Samstag, 17.05.2025 - Belfort
Die Aussicht auf Belfort hat Lust auf mehr gemacht. Da wir eh wieder zurücklaufen müssen, machen wir noch einen Abstecher in die Altstadt von Belfort.
Wer die vieille ville betritt, sieht ein anderes Bild: bunt getünchte Häuser, inhabergeführte Boutiquen, verkehrsberuhigte Straßen, Blumen und Bäume – und immer wieder das Wappen oder der Löwe von Belfort, traditionell oder modern interpretiert. 
An der Place d’Armes haben zahlreiche Bars und Cafés ihre Tische und Stühle auf das Trottoir gestellt, von denen der Blick zum Musikpavillon und weiter zum blumengeschmückten Rathaus aus dem 18. Jahrhundert mit Glockenturm und Ehrenhalle schweift. Oder hin zur Kathedrale Saint-Christophe, die in der Abenddämmerung rosa leuchtet in ihrem Vogesensandstein.
Und hier auf dem Place d'Armes suchen wir uns ein schönes Plätzchen zum Hinsetzen und trinken zum Abschluss noch einen Apérol.
Belfort hat uns richtig gut gefallen und wir könnten uns durchaus vorstellen, hier nochmals einen Zwischenstopp einzulegen. Die Markhalle soll toll sein, für die Altstadt sollte man sich noch ein bisschen mehr Zeit nehmen. Direkt an Belfort führt die Eurovélo vorbei und es gibt die Coulée Verte, die Treidelwege des 1882 begonnen und 1926 eröffneten Haute-Saône-Kanal. Hier kann man 25 Kilometer lang im Süden des Territoire de Belfort nach Montbéliard radeln.
Wir laufen zum Camper zurück, essen eine Kleinigkeit und machen uns dann bettfertig.
Sonntag, 18.05.2025 - Rückreise
Wir stehen recht früh auf, weil wir heute doch eine recht lange Fahrt vor uns haben. Und wir haben Ameisen im Camper. Deshalb fahren wir noch schnell  an einem Supermarkt vorbei, um Ameisenmittel zu kaufen. Zurück komme ich dann mit dem Ameisenmittel und 5 paar Sommerschlappen. Die sind wir richtiggehend über den Weg gelaufen und haben ganz laut "Kauf mich" geschrien. 
Es ist Sonntag und die Autobahnen sind frei. Also kommen wir gut voran. In Pforzheim staut es etwas, aber das ist ja schon fast normal. Wir müssen noch in Nürtingen vorbei, um das Wasser abzulassen und die Toilette zu leeren. Aber: Es ist Maimarkt und der Stellplatz ist geschlossen. So was haben wir schon fast befürchtet, deshalb greift Plan B. Der Stellplatz in Wernau. Dort steht Besuchern der Wasserablass für 2,50 Euro zur Verfügung.
Und dann können wir Amigo endlich zu seinem Stellplatz bringen. Schön wars.
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