Schlemmerwochenende

Schlemmerwochenende

04. - 05. Januar 2019

Schlemmerwochenende

Wir verfolgen schon länger die Fernsehauftritte von Maria Gross, die die Bachstelze in Erfurt betreibt. Da würden wir gerne mal essen gehen. Aber deshalb nach Erfurt fahren? Das lohnt sich nicht so wirklich.
Dann haben wir im Sommer 2018 in irgendeiner Sendung einen Bericht über Robin Pietsch aus dem Zeitwerk in Wernigerode gesehen. Ein "interessantes" 9-Gänge Menü für knapp 100 Euro. Das hat sich richtug gut angehört. Und dann haben wir mal ein bisschen gegoogelt und festgestellt:  Das ist ja gar nicht so weit weg. Da könnte man doch mal ein Schlemmer-wochenende einlegen. Gesagt - geplant.
Und der beste Anlass ist natürlich Hansis Geburtstag. Also sind wir Anfang  2019 nach "Ossi-land" gefahren, genauer gesagt zuerst nach Erfurt und dann nach Wernigerode.
Kommt mit auf unseren Schlemmertrip.

Erfurt
Unsere erste Station ist also Erfurt Wir haben in fussläufiger Nähe zur Bachstelze eine schöne Unterkunft (Ferienwohnung Geratal) gefunden. Dort fahren wir jetzt erst einmal hin und richten uns ein. Wir haben noch etwas Zeit und fahren deshalb in die Innenstadt von Erfurt, um uns ein bisschen umzuschauen.
Erfurt ist die Landeshauptstadt von Thüringen und wird durch einen der am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerne Deutschlands geprägt. Ein reizvolles Ensemble aus reichen Patrizierhäusern und liebevoll rekonstruierten Fachwerkhäusern, überragt vom monumentalen Ensemble des Mariendomes und der Severikirche.
Einmalig in Europa ist die Krämerbrücke über die Gera - mit 120 Metern die längste und mit 32 Häusern komplett bebaute und bewohnte Brücke.

Und auf dem Petersberg lockt die einzige weitgehend erhaltene barocke Stadtfestung Mitteleuropas. Da gehen wir morgen früh hin.
Doch Erfurt hat auch eine lange Tradition als Luther-, Dom- und Blumenstadt. Als wirtschaftliches, geistiges, kulturelles und politisches Zentrum Thüringens zog Erfurt große, den jeweiligen Zeitgeist mitbestimmende Persönlichkeiten an: Martin Luther, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Wilhelm Humboldt, Johann Sebastian Bach, Zar Alexander I. oder Napoleon.

Wir sind eher ziellos durch die Gässchen gelaufen, haben die schönen Häuschen bewundert und haben unterwegs noch etwas gegessen. Nicht zu viel, weil heute abend geht es ja noch in die Bachstelze.

Was machen aber die ganzen Kinderfiguren hier? In Erfurt sitzt der Kinderkanal von ARD und ZDF. Und vor ein paar Jahren kam man auf die Idee, die bekannsten Figuren im ganzen Stadtgebiet zu verteilen. Was für eine tolle Idee. Die hätten wir gerne alle gesucht. Doch dazu hat uns die Zeit gefehlt - wir mussten zurück in unsere Unterkunft.

Die Bachstelze in Erfurt

Und dann ist es Zeit, loszulaufen. Die Bachstelze ist gerade Mal fünf Minuten Fussmarsch entfernt. Besser geht es fast nicht.
Wir wissen nicht wirklich, was heute abend auf uns zukommt, aber wir sind einfach nur gespannt.
Maria Gross hat sich 2013 einen Stern erkocht und war damals die jüngste Sterneköchin und dazu noch aus Ostdeutschland. Doch dann wollte sie ihr eigenes Ding machen und hat zusammen mit ihrem Lebenspartner Matthias 2015 die Bachstelze übernommen, wo sie eher bodenständige Küche macht.
Der Garten ist weihnachtlich geschmückt, auf der Terrasse werden wir herzlich begrüsst und bekommen was Warmes zu trinken. Die anderen Gäste trudeln auch so langsam ein und man macht sich untereinander bekannt.
Dann sind alle Gäste da und wir werden ins Restaurant eingelassen. Restaurant ist irgendwie nicht so der richtige Ausdruck, man fühlt sich eher so wie bei guten Freunden im Wohnzimmer. Und das ist auch irgendwie das Konzept. Ein Abend bei Freunden.
Wir sind am Anfang etwas irritiert, dass wir nicht an einem richtigen Tisch sitzen, sondern eher an einer Theke zusammen mit vier weiteren Paaren. Doch die Chemie stimmt und wir verbringen einen sehr sehr schönen abend zusammen. Soviel möchte ich schon einmal vorwegnehmen.
Es gibt nur ein Menü, Sonderwünsche mussten schon im Vorfeld mitgeteilt und auch die Plätze mussten bereits ein paar Monate im Voraus reserviert werden.
Als Vorspeise gab es eine Kürbisvariation, die uns sehr gut geschmeckt hat. Dazu eine Weinempfehlung. Die Hauptspeise war sehr sehr lecker, der Wein dazu auch, aber ich weiss nicht mehr genau, was es wahr. Dasselbe gilt für den Nachtisch.
Nach dem Essen wurde es dann so richtig gemütlich. Maria kam aus der Küche hat sich zusammen mit Matthias  und dem Personal unter die Gäste gemischt. Man hat zusammen verschiedene Brände probiert (was die Rechnung dann ganz schön in die Höhe getrieben hat) und den Abend dann so langsam ausklingen lassen.
Zum Glück hatten wir es nicht weit.
Und wir müssen sagen: Das ist ein echt tolles Konzept. Wir haben uns hier sehr sehr wohl gefühlt und wenn wir mal wieder in der Ecke sind, würden wir auch sofort wieder einen Tisch reservieren.


Frühstück auf dem Petersberg
Um 10 Uhr hatten wir eine Reservierung in der Glashütte Petersberg. Das Restaurant liegt hoch über Erfurt auf dem Petersberg, eine der größten und besterhaltenen Stadtfestungen Europas. Und von hier oben aus hat man einen tollen Blick auf Erfurt.
Das Frühstück war phantastisch und wir sind ewig gesessen. Zur Verdauung haben wir danach noch die Festung erkundet.
Doch irgendwann mussten wir weiter. Es waren noch gut 2 Stunden Fahrt bis nach Wernigerode.

Wernigerode

Das Wetter ist nicht so der Hit, aber wir fahren trotzdem quer durch den Harz in Richtung Wernigerode.
Schon auf dem Weg zu unserem Hotel am Anger sind wir total erstaunt: Wir fühlen uns irgendwie wie im Mittelalter, haben damit überhaupt nicht gerechnet. Und auch das Hotel gefällt uns auf Anhieb.
Wernigerode hat einen historischen Stadtkern und aufwendig restaurierte und farbenfrohe Fachwerkhäuser. Das Rathaus auf dem Marktplatz, das schiefe Haus, das kleinste Haus und das älteste Haus sind nur einige dieser Besonderheiten, die die reiche Fachwerkidylle Wernigerodes ausmachen. Besonders sehenswert sind auch die Reste der Stadtbefestigungsanlagen, das Krummelsche Haus, dessen Front lückenlos mit einer geschnitzten Holzfassade bedeckt ist und natürlich das Schloß Wernigerode, welches majestätisch über der Stadt thront.
Trotz dem schlechten Wetter drehen wir am nachmittag eine kleine Runde und sind auch dieses Mal total fasziniert von dem Stadtkern. Irgendwie fühlt man sich wie im Elsass - nur nicht so touristisch.
Dann ist es Zeit, sich für den Abend fertigzumachen. Auch hier haben wir eine fussläufige Unterkunft gewählt.

Das Zeitwerk von Robin Pietsch
Auch Robin Petsch möchte, dass sich seine Gäste wie zu Hause fühlen, deshalb nennt er sein Restaurant auch  "Wohnzimmer-Restaurant".  Robin Pietsch hat sich 2014 mit dem Zeitwerk seinen ersten Stern erkocht.
Und auch heute wissen wir nicht, was genau auf uns zukommt. Wir haben Robin Pietsch bisher nur das eine Mal im Fernsehen gesehen und waren aber total fasziniert von ihm und seiner Küche.
Um ins Restaurant zu kommen, muss man erst einmal an der Tür klingeln. Wir mussten recht lange warten, bis uns jemand geöffnet hat, weil man uns nicht gehört hat. Dann wurden wir freundlich begrüsst und ein Stockwerk nach oben geführt. Als erstes fällt uns die offene Küche auf. Und obwohl schon jetzt ein geschäftiges Treiben herrscht, hat jeder ein freundliches Lächeln und Hallo auf den Lippen.
Das Restaurant ist einen Raum weiter und ist sehr gemütlich eingerichtet. Uns fällt auch gleich auf, dass es hier nicht so steif zugeht, wie in vielen "besseren" Restaurants üblich. Die Gäste sind bunt gemischt, jung und alt und auch das Outfit ist eher als leger zu bezeichnen. Auch das gefällt uns sehr gut.
Unser Kellner bringt uns an unseren Tisch und als erstes bringt er uns Wasser, das hier nichts zusätzlich kostet. Das haben wir nicht erwartet. Das Menü liegt auf dem Tisch in einen Briefumschlag verpackt. Uff, das sind aber irgendwie mehr wie 9 Gänge. Ist das nicht ein bisschen viel? " Es ist wie ein Theaterstück. Man bekommt in kurzer Zeit ein ganz breites Spektrum gezeigt. Es ist alles von uns gemeinsam als Team durchdacht. Es ist wie ein Feuerwerk, das nicht enden soll für den Gaumen. Deswegen so viele Gänge." Das ist Robins Antwort darauf. Ok, dann lasst uns doch einfach beginnen.
Nacheinander bekommen wir kleine Kunstwerke serviert, die geschmacklich aufeinander abgestimmt sind.  Anfangs hatten wir die Befürchtung, dass wir nicht satt werden, bei den Portiönchen.
Nach gut 3 Stunden haben wir das komplette Dinner aufgegessen und sind tatsächlich satt, pappsatt sogar.  Wir gehen also doch satt, zufrieden und glücklich nach Hause in unser schuckeliges Hotel.

Abschluss unseres Schlemmerwochenendes

Am nächsten morgen sind wir dann nach dem Frühstück gleich losgefahren. Das Wetter war schlecht und es sollte noch schlechter werden - heftiger Schneefall, richtig heftiger Schneefall war angesagt. Also nichts wie los.
Wir sind dann noch gut heimgekommen und wir müssen sagen: Was für ein geiles Wochenende.

Das Konzept in der Bachstelze hat uns sehr sehr gut gefallen. Wir haben uns wirklich wie Freunde gefühlt und das war ein richtig toller Abend.
Das Zeitwerk ist was ganz anderes: Auch bei Freunden zu Gast, aber eine ganz andere Intention. Wir haben hier das erste Mal Kontakt zur "Fusionsküche" bekommen und das war irgenwie schon interessant. Auf der Speisekarte steht so etwas wie Spinat mit Spiegelei. Da hat dein Gehirn schon so gewisse Assotiationen und dann kommt es ganz anders....... Der Spinat als Eis, das Spiegelei gesprüht,..... Das Gehin spielt verrückt. Aber will man das? Wir wissen es nicht.  Es war ein sehr interessanter Abend und überhaupt hatten wir ein echt schönes Schlemmerwochenende, das wir so schnell nicht vergessen werden.

Share by: